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Alicia Castro: “Anacaona - Aus dem Leben einer kubanischen Musikerin”
Econ Verlag München, 400 Seiten, Euro 22.-, seit 2. September 2002 im Buchhandel
Havanna, 1932. Der Gemüsehändler Matias Castro, Sohn chinesischer Einwanderer und Vater von dreizehn Kindern, hat in Folge der Weltwirtschaftskrise all seine Ersparnisse verloren. Nun muss auch noch Cuchito, seine zweitälteste Tochter, ihr Studium der Zahnmedizin aufgeben, weil der kubanische Diktator Machado aus Furcht vor Studentenunruhen die Universität von Havanna schließen lässt. Das kulturell interessierte Elternhaus und auch die Freundschaften zu zahlreichen Intellektuellen und Musikern, die die Castros pflegen, sind der Grund, dass Cuchito die Idee kommt, mit sechs ihrer Schwestern ein Frauen-Son-Septett zu gründen. Von nun an treten sie allabendlich in den Straßencafés, den Aires Libres, von Havanna auf. Sie erobern mit ihrer mitreißenden Musik und den frechen Texten in Windeseile die Herzen des Publikums. Alicia spielt Saxofon und wird später das Orchester leiten. Son, Jazz, Rumba, Mambo, Cha-Cha-Cha, Latin Jazz - alle angesagten Stilrichtungen beherrschen die jungen Musikerinnen virtuos. 1937 schaffen sie den internationalen Durchbruch, geben Konzerte in New York und Paris (u.a. im Programm mit Django Reinhardt) und touren durch ganz Südamerika. Als gefragte Show-Band, die herausragende Sängerinnen wie Graciela Pérez, Omara Portuondo und Celia Cruz integriert, wirken sie in mehreren Spielfilmen mit. 1959, mit der Machtübernahme Fidel Castros, verlassen viele Musiker Kuba, das legendäre Nachtleben Havannas liegt brach. Doch nach und nach beginnen sich die Künstler mit dem neuen Regime zu arrangieren. Noch bis ins hohe Alter treten die Schwestern öffentlich auf.
Heute, mit über achtzig Jahren, blickt Alicia Castro zurück auf die aufregendste Zeit ihres Lebens. Sie erzählt vom Hin und Her zwischen einfachem Leben und Luxus, zwischen Erfolgen und Tiefschlägen, von der Familie, den Beziehungen der Schwestern untereinander, von Verehrern, von Liebe, eifersüchtigen Ehemännern und dem kubanischen Alltag. Entstanden ist diese einzigartige Lebenserinnerung in unzähligen Gesprächen mit Alicias Nichte Ingrid Kummels, die Tochter von Schlagzeugerin Millo, und Manfred Schäfer. Alicia Castro wurde 1920 in Havanna, Kuba, geboren. Bereits mit zwölf Jahren spielte sie im Orchester ”Anacaona”.
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